Bild oben: Stellten am Mittwoch Visionen für eine Weiterentwicklung von Teilen des Mutterhauses der Franziskanerinnen Salzkotten zu einem Pastoralen und Sozialen Zentrum vor (v.l.): Berater Hermann Hengstermann, Provinzoberin Schwester M. Angela Benoit und Verwaltungsdirektor Andreas Cramer. Foto: Michael Bodin / fcjm-presse
Ein großes Kloster, zudem in Teilen sanierungsbedürftig, stellt für die Franziskanerinnen Salzkotten wie für viele kleiner werdende Ordensgemeinschaften ein Problem dar. Die Kosten steigen und Räume werden in vollem Umfang in wenigen Jahren von der Gemeinschaft nicht mehr benötigt. Anstatt einfach Gebäude abzustoßen, bewirkte diese Realität vor einigen Jahren bei den Franziskanerinnen eine Überprüfung und Neuausrichtung ihres spirituellen, sozialen und caritativen Auftrags im Heute. Am Mittwoch stellten sie dazu aktuelle Ideen vor.
Geschwisterliches Miteinander
Herausgefordert von so vielen Nöten in Kirche und Welt wollen sie ihre Antwort in bescheidenem Rahmen leben. „Diese Weg-Suche soll nicht im Alleingang geschehen, sondern wir halten aktiv Ausschau nach Gleichgesinnten, die sich mit uns einsetzen für ein geschwisterliches Miteinander aller Generationen, Menschen, denen auch die Zukunft von Kirche und Welt ein Herzensanliegen ist“, erläutert die Provinzoberin Schwester M. Angela Benoit. Dieser Auftrag prägt die Schwesterngemeinschaft und alle Mitwirkenden und hat schon zu vielen Veränderungen und Entscheidungen geführt.
Für das Mutterhausgebäude und den gesamten Klostergrund wird eine ganzheitliche Lösung angestrebt, die dieser Vision entspricht. Hier darf sich aufgrund bereits bestehender und sich ständig erweiternder Verortungen und Angebote ein Pastorales und Soziales Zentrum entwickeln. Derzeit werden im Mutterhaus alle Räume genutzt, aber die Planung richtet sich auch auf die kommenden Jahre.
„Miteinander Geschwisterlich Leben – Klostergrund Salzkotten“ – unter diese Überschrift haben die Franziskanerinnen die anstehenden Veränderungen gestellt und Ziele formuliert: Die Schwestern sollen entsprechend dem abnehmenden Raumbedarf im Hauptgebäude, dem ältesten Teil des Mutterhauses, als religiöse Gemeinschaft ihr „Zuhause“ haben. In der Mitte des Geschehens und rundum mit allen verbunden, passend zu ihrem Motto „Geborgen im Glauben, nah bei den Menschen“. Die große Klosterkirche soll erhalten bleiben, jedoch die ursprünglich erste kleine Kirche, der heutige Eingangsbereich der Hauptkirche, soll als Werktags-Kapelle wieder aktiviert werden. Der Aufbau des Geistlichen Zentrums Franziskus wird fortgesetzt und weiter ausgebaut. Das Ziel ist ein Pastorales Zentrum für die Region, in dem alle eingeladen sind, „Kirche von Morgen“ mitzugestalten.
An den Bedarfen der Menschen orientiert
All dies soll an den Bedarfen der Menschen in Salzkotten und Umgebung orientiert sein und daher hatten die Franziskanerinnen Ende letzten und Anfang dieses Jahres eine Umfrage zu den Bedarfen gestartet und viele Gespräche mit verschiedenen Persönlichkeiten geführt.
Genannt wurden unter anderem Bedarfe nach bezahlbarem, öffentlich geförderten, Wohnraum, insbesondere für alleinerziehende Frauen mit Kindern, für Studierende und Menschen mit Beeinträchtigungen. Auch Gruppenräume für Kinder- und Jugendarbeit, für Senioren sowie Begegnungs- und Besprechungsräume wurden gewünscht und vieles andere mehr.
„Wir haben nun die Bedarfe und mögliche Ziele erarbeitet und sammeln aktuell Ideen, wie wir diese realisieren können“, erläutert die Provinzoberin Schwester M. Angela Benoit. Dazu sei man auch im Gespräch mit dem Erzbistum, dem Wohnungsbauministerium und einigen Stiftungen. „Wir sind von vielen Zielen überzeugt und machen uns auf den Weg, wie wir diese inhaltlich und finanziell, auch zusammen mit Kooperationspartnern umsetzen können“, erklärt Schwester M. Angela weiter.
Neuer Eingang als Foyer gedacht
Ansicht vor und nach einem möglichen Umbau. Visualisierung: Wellie Architekten
Nach ersten Überlegungen, soll das Mutterhaus baulich als ein Pastorales- und Soziales Zentrum weiterentwickelt werden. Dazu ist daran gedacht, den Eingang an die zur Innenstadt zeigende Gebäudeseite zu verlegen und nicht als Klosterpforte, sondern als ein großzügiges Foyer zu gestalten. Dann könnten die dort liegenden Räume vollkommen neu genutzt werden.
Neben Mietwohnungen für Alleinerziehende mit Kindern, für Senioren, Familien und rollstuhlgerechten Wohnungen sind vielfältige weitere Nutzungen des Raumangebotes im Gespräch.
Der bestehende Offene Mittagstisch soll erweitert und um ein Kloster-Café ergänzt werden. Darüber hinaus könnten Teile des Gebäudes von anderen kirchlichen und weltlichen Trägern für ihre Dienste und Angebote genutzt werden.
Die bereits seit einem Jahr von einer eigenen GmbH betriebene Küche müsste modernisiert werden und könnte neben der Versorgung des Mutterhauses und der umliegenden Altenheime auch weitere Einrichtungen mit Essen beliefern. Begegnungs- und Tagungsräume mit Aufenthaltsflächen im Außenbereich ließen sich schaffen und Gästezimmer für das Geistliche Zentrum könnten eingerichtet werden.
Alle Baumaßnahmen sollen sich am Bedarf der Menschen orientieren. Was umgesetzt werden kann, hängt von den Fördermöglichkeiten sowie der Gewinnung Kooperationspartnern, Spendern und Förderern ab. Dazu führen die Franziskanerinnen gemeinsam mit Beratern derzeit Sondierungsgespräche und stellen die entsprechenden Förderanträge.